Es ist eine horrende Zahl. Schätzungen zufolge sterben pro Jahr bis zu 40 000 Menschen an mangelnder Krankenhaushygiene – das wären fast zehnmal so viele wie im Straßenverkehr. Nach jahrelanger Beschränkung auf Appelle (“Hände waschen!”) plant die Koalition nun strenge und auch bundesweit einheitliche Regeln. Vorgesehen sind zudem spezielle Hygienebeauftragte für die Kliniken, Empfehlungen für den Umgang mit resistenten Keimen sowie ein Extrahonorar für Praxisärzte, die Menschen mit derartigen Infektionen behandeln.
In der vergangenen Woche verständigten sich die Koalitionsexperten auf ein entsprechendes Konzept. Einigen in der FDP geht das jedoch nicht weit genug.
“Verbindlichkeit ist das Gebot der Stunde”, sagte der Berliner Abgeordnete Lars Lindemann dem Tagesspiegel. Trotz der Zuständigkeit der Länder für ihre Kliniken seien bei der Hygiene einheitliche Standards “unverzichtbar”. Nötig sei eine “bundeseinheitliche Hygieneverordnung”, an die sich alle zu halten hätten. Die bisherigen Pläne sehen lediglich vor, den Ländern den Erlass eigener Hygieneverordnungen zu “erleichtern”.
Konkret forderten die FDP-Politiker Lindemann und Jens Ackermann Standarduntersuchungen auf Klinikkeime bei Risikopatienten. Zudem sei mehr Transparenz vonnöten. “Die Patienten müssen wissen, welche Krankenhäuser und Pflegeheime gute Hygienestandards haben”, es brauche “nach außen sichtbare” Qualitätssiegel. Und schließlich müsse man “Mechanismen” zur Verknüpfung von Hygienequalität und Klinikentgelten finden. Wer sich nicht an die Standards halten könne oder wolle, müsse wirtschaftliche Konsequenzen zu spüren bekommen.
weiterlesen auf www.tagesspiegel.de (Artikel erschienen am 24. Januar 2011)