Mit dem Gewicht des Patienten steige für ihn auch das Risiko eines chirurgischen Eingriffs, teilte die Fachgesellschaft mit: Die Leibesfülle erschwere den Zugang zu den Organen, Operationswunden heilten schlechter, Thrombosen, Embolien und Druckstellen häuften sich und auch praktische Gesichtspunkte wie die Breite und Tragfähigkeit eines OP-Tisches spielten eine Rolle. Da die Menschen in Deutschland immer übergewichtiger werden, macht die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) auf diese Herausforderung für die Medizin aufmerksam. Die DGCH weist auf Risiken für Patienten hin aber auch auf die damit einhergehenden steigenden Kosten.
Mehr als fünf Prozent der Männer und sieben Prozent der Frauen hierzulande seien stark fettleibig. Sie haben einen Body-Mass-Index (BMI) von über 35 und damit Adipositas Grad 2. Auch ein BMI über 40 sei keine Seltenheit mehr. Bei Patienten ab einem Körpergewicht von etwa 150 Kilo sei eine Grenze erreicht, die viele Akutkliniken vor Probleme stelle. Schon der Transport mit dem Rettungswagen gestalte sich mitunter schwierig. Häufig können Kliniken nicht ausreichend geeignete Transportliegen, Betten und Operationstische aber auch Röntgengeräte, Computer- und Kernspintomografen bieten, die auf Gewicht und Leibesumfang dieser Patienten ausgerichtet sind. “Viele Krankenhäuser mussten in den letzten Jahren ihre Ausrüstung an die neue Situation anpassen”, sagt DGCH-Generalsekretär Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Berlin. Das träfe auch auf die Instrumente der Chirurgen zu. Für extrem fettleibige Patienten rüsten sich OP-Teams mit überlangen Wundhaken, Spreizern und OP-Instrumenten im XXL-Format aus. Auch Narkoseärzte benötigen spezielle Tuben und Beatmungsschläuche.
Eine besondere Rolle spiele das erhöhte Körpergewicht bei Schlüsselloch-Operationen über einen kleinen Zugang, berichtet Professor Bauer. Bei minimalinvasiven Bauchoperationen zum Beispiel seien normale Instrumente oft zu kurz. Wegen der geringeren Rate an Wundheilungsstörungen profitierten andererseits insbesondere adipöse Patienten von dieser Technik. “Schlecht heilende Operationswunden gehören bei adipösen Patienten zu den größten Problemen”, sagt Professor Bauer. “Sie treten ab einem BMI von 30 mehr als doppelt so häufig auf wie bei schlanken Patienten.” Adipöse Patienten liegen auch länger auf der Intensivstation. Einer US-amerikanischen Studie zufolge stirbt ein Drittel der Patienten mit einem BMI von über 40 auf der Intensivstation. Die Sterblichkeitsrate bei Normalgewichtigen beträgt lediglich 12 Prozent. Ursache ist vor allem eine höhere Rate an Wundinfektionen, Thrombosen und Lungenentzündungen bis hin zum Organversagen.
Schlanke Patienten seien zwar leichter zu operieren. Neuere Studien zeigten jedoch, dass gering Übergewichtige Operationen besser verkrafteten als Untergewichtige, die nach einem Eingriff kaum etwas zuzusetzen hätten.
übermittelt am 10.03.2011