Robert Norbert Schollmeyer (84 Jahre, Pflegestufe I) berichtet über sein Leben im Seniorenheim am Litzensee, Haus Rixdorf, Neukölln.
Weltverbunden
Die Kommunikationstechnik begeisterte Robert Schollmeyer schon immer. Als Schuljunge lernt der gebürtige Thüringer in Fulda das Morsealphabet. Mitte Vierzig überzeugt ihn die Funktechnik und er redet mit der ganzen Welt, vor allem mit amerikanischen Hobbyfunkern. Mit 84 Jahren sitzt der studierte Volkswirt vor seinem Computer in seinem geräumigen Zimmer im Neuköllner Seniorenpflegeheim Haus Rixdorf und skypt mit seinen zwei Töchtern und den Enkelkindern. Die jüngere der beiden Töchter lebt mit ihrer Familie auf der afrikanischen Insel Sansibar – nur einen Mausklick entfernt. “Ich bin immer an etwas Neuem interessiert”, sagt der weißhaarige Witwer. Und er fügt mit einem Lächeln hinzu: “So lange man kann.”
Schicksalsschlag
Robert Schollmeyer hat sein Leben lang viel gearbeitet. Nach dem Studium in Frankfurt am Main übernahm er die Verwaltung des Petrusheims in Weeze an der holländischen Grenze, eine katholische Einrichtung, die sich um pflegebedürftige Obdachlose kümmert. Erst als er sich zur Ruhe setzt, fangen die Leiden an: Leistenbruch, Grauer Star in den Augen und Darmkrebs. Die folgenden Operationen aber helfen. Schließlich macht 2004 sein Herz schlapp. Ärzte montieren einen Herzschrittmacher . Schollmeyers Leben hängt seitdem an einer winzig kleinen Batterie, deren Strom dem müden Herzen wieder Schwung gibt. Nach dem Tod seiner Frau Leonie beschließt Schollmeyer nach Berlin zu ziehen, in die Nähe der jüngeren Tochter. Er mietet sich eine kleine Wohnung in Charlottenburg. Doch kurz bevor Schollmeyer dort einziehen kann, erleidet er in der Wilmersdorfer Wohnung seiner Tochter einen Schlaganfall und bricht zusammen.
Kegelkönig
Schollmeyer kann nach dem Klinikaufenthalt nicht mehr allein wohnen. Einfachste Sachen wie Essen, Gehen oder Sprechen muss er mithilfe von Therapeuten wieder erlernen. Und er schafft es. Seine Tochter wählt das Neuköllner Heim aus und er fühlt sich im Haus Rixdorf wohl. Während seiner Zeit als Verwaltungsleiter habe er nie so regelmäßige Mahlzeiten zu sich genommen, sagt er und hält die Hände vor seinen Bauch. “Das Essen ist gut. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu dick werde.” Täglich geht er deshalb auch im Viertel spazieren. Und einmal im Monat fährt er mit anderen Heimbewohnern kegeln. Stolz steht auf dem Bücherregal neben den CDs von Bach und Haydn ein silbern glänzender Pokal des letzten großen Kegelturniers. Schollmeyer strahlt über beide Ohren. “Ich kann noch mit einer Hand die Kugel schieben!”