Was passiert genau bei einem Schlaganfall?
In 80 Prozent der Fälle ist ein Blutgefäß im Hirn durch ein Gerinnsel oder einen Pfropfen verstopft. Dies entsteht über Jahre hinweg aufgrund von Stoffwechselerkrankungen, erhöhtem Blutdruck oder erhöhtem Blutzucker. In 20 Prozent der Fälle passiert genau das Gegenteil: Die Blutzufuhr ist nicht verstopft, sondern ein Gefäß reißt auf und das Blut ergießt sich in den Kopf. Um beides voneinander abgrenzen zu können, ist die Bildgebung mittels Computertomografie von großer Bedeutung. Der Effekt ist in beiden Fällen der gleiche: Die Blutzufuhr wird unterbrochen, das Hirn bekommt keinen Sauerstoff und stellt seine Funktion in dem betroffenen Bereich sofort ein. Ist etwa das Gebiet betroffen, das die rechte Hand kontrolliert, kommt es dort zur Lähmung. Wird das Sprachenzentrum mit Sauerstoff unterversorgt, verliert der Betroffene die Fähigkeit, sich zu artikulieren.
Das Tückische ist, dass man dabei meist nichts fühlt. Ein Herzinfarkt verursacht höllische Schmerzen. Ein Schlaganfall tut nicht weh. Genau das ist das Problem.
Symptome:
Wenn Umstehende merken, dass etwas nicht stimmt („Warum sagt Opa nichts mehr?“), sollten sie die wichtigsten Symptome eines Schlaganfalls kennen:
- Versteht der Betroffene Gesprochenes nicht mehr, verdreht er Silben?
- Hängt ein Mundwinkel herab?
- Ist die Mimik einer Gesichtshälfte gestört?
- Ist eine Körperhälfte gelähmt oder taub?
Wenn ja, muss sofort Hilfe gerufen werden. Nicht auf einen Arztbesuch in den nächsten Stunden oder Tagen warten und den Betroffenen auch nicht auf eigene Faust oder mit dem Taxi ins Krankenhaus fahren, sondern ohne Hemmungen den Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr (Telefon 112) rufen. Die verliert keine Zeit mit der Suche nach einem Krankenhaus, sondern bringt den Patienten sofort in eine der 14 Schlaganfallstationen in Berlin, die sogenannten Stroke Units. Dort führt ein spezialisiertes Team sofort die Bildgebung durch und kontrolliert Basisparameter wie Temperatur, Sauerstoffzufuhr oder Blutdruck. Ist eine Verstopfung Ursache des Schlaganfalls, kann sie – anders als bei einem gerissenen Gefäß – in vielen Fällen durch eine blutverdünnende Infusion, die sogenannte Thrombolyse, gelöst werden. Das muss aber in einem sehr engen Zeitfenster geschehen.
Trotzdem: Was weg ist, ist weg. Eine rasche Behandlung verhindert nur, dass noch mehr Nervenzellen absterben. Über die Jahre hinweg kann der Körper allerdings auf Umwegen verlorengegangene Funktionen wiederherstellen. Unterstützend wirken dabei Reha-Maßnahmen wie Krankengymnastik, Logopädie und Ergotherapie, die nach neuesten Erkenntnissen am besten sofort, also noch auf der Stroke Unit, begonnen werden.