Krankheitsbild
Erklärung:
Die Lippen sind eines der wichtigsten menschlichen Sinnesorgane. Mit den Lippen formen wir Töne zu Sprache, küssen unsere Liebsten und essen unsere täglichen Speisen. Ein Lippentumor kann all diese Funktionen erheblich beeinträchtigen. Nur in den seltensten Fällen sind die Geschwüre gutartig. Doch rechtzeitig im Früstadium erkannt, ist der Lippenkrebs sehr gut heilbar.
Symptome:
Lippenkrebs befällt meist die Unterlippe, tritt aber seltener auch an der Oberlippe auf. Erste Anzeichen für einen Tumor sind raue Stellen und dunkle, unregelmäßige Flecken oder weiße, nicht abwischbare Veränderungen des Lippenrotes – Mediziner sprechen von einer Leukoplakie. Später schwillt der betroffene Bereich an, schmerzt und es bildet sich ein Geschwür, das trotz Behandlung nicht abheilt.
Ursachen:
Die Hauptrisikofaktoren sind Rauchen, damit verbundene wiederholte Verbrennungen des Lippenrotes, und der Konsum hochprozentigen Alkohols – zumindest wenn dies regelmäßig und über Jahrzehnte hinweg geschieht. Auch die im Sonnenlicht enthaltene UV-Strahlung kann den Krebs verursachen. Eine falsche Ernährung – vor allem zu wenig Obst und Gemüse, und mangelnde Mundhygiene können die Entwicklung des Krebses fördern.
Zahlen:
Jedes Jahr erkranken rund 10.000 Menschen in Deutschland neu an Mund- und Rachenkrebs – ein Teil davon an den Lippen. Rund drei Viertel davon sind Männer, die meisten Betroffenen zwischen 55 und 65 Jahre alt. Seit einigen Jahren geht die Häufigkeit bei Männern zurück, nimmt bei Frauen allerdings zu. In Berlin erhalten jährlich mehr als 400 Menschen erstmalig die Diagnose Krebs im Mund- und Rachenraum. Der Lippenkrebs bildet erst relativ spät Tochtergeschwülste und lässt sich daherim Frühstadium gut behandeln. Obwohl die Heilungschancen von Mund- und Rachenraumkrebs relativ gut stehen sterben hierzulande jedes Jahr rund 4500 Menschen daran. Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch rund die Hälfte der Erkrankten.
Behandlung
Diagnostik:
Die Ärzte diagnostizieren Lippenkrebs durch eine direkte, so genannte klinische Untersuchung – häufig unter Lupenvergrößerung. Bereits im Stadium der Leukoplakie lassen sich typische, bösartige Veränderungen erkennen. Mit Ultraschallbildern sowie Kernspinn- und Computertomographien sichern Mediziner den Befund ab und bestimmen die Tumorausdehnung. Unter örtlicher Betäubung werden Gewebeproben entnommen. Der Pathologe stellt nach feingeweblicher Untersuchung die endgültige Diagnose. "Ist das Krebsgeschwür noch kleiner als fünf Millimeter, besteht eine fast 100-prozentige Heilungschance", sagt Michael Herzog, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Unfallkrankenhauses.
Therapie
In den meisten Fällen werden die Tumore operativ entfernt. Bestrahlung kann eine Alternative sein, gelegentlich werden beide Verfahren nacheinander erforderlich. Eine Bestrahlung vor der Operation hat den Nachteil, dass bei einem chirurgischen Eingriff das bestrahlte Gewebe zu schwer kontrollierbaren Blutungen neigt.
Der chirurgische Eingriff selbst ist bei größeren Karzinomen – so nennen Ärzte Krebs im Fachjargon – mit erheblichen ästhetischen und lebensverändernden Folgen verbunden. Denn der Tumor muss mit einem Sicherheitsabstand von einem Zentimeter in allen Ebenen aus dem gesunden Gewebe entfernt werden. Sie erfordert gerade im Gesichtsbereich umfassende plastische Rekonstruktionen. In Berlin werden jährlich etwa 800 Menschen wegen Mund- und Rachenkrebs operiert. Eine Chemotherapie wird erst angewendet, wenn Operation und Bestrahlung keine Heilungschancen mehr versprechen. Sie ist allenfalls eine lebensverlängernde Therapie.