Krankheitsbild
Erklärung:
Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers. Ihre wichtigsten Aufgaben sind die Reinigung des Blutes von Stoffwechselabfällen und Giften, sowie die Produktion von lebenswichtigen Eiweißen. Dabei entsteht Ammoniak, das die Leber neutralisiert und in Harnstoff umwandelt, der mit dem Urin ausgeschieden wird. Darüber hinaus speichert die Leber Nährstoffe und Vitamine. Eine Leberschrumpfung mindert die Produktion wichtiger Verdauungsstoffe wie Enzyme und Gallensaft. Darüber hinaus kann die Leber nicht mehr Gifte aus dem Blut filtern. Unbehandelt führt die Leberschrumpfung zum Leberkoma, Nierenversagen und schließlich zum Tod. Eine Leberlebendspende kann die Wartezeit auf eine Organtransplantation verkürzen und schließlich das Leben der Betroffenen retten.
Symptome:
Eine Leberschrumpfung wird meist sehr spät bemerkt. Im Frühstadium fühlt sich der Betroffene eher allgemein unwohl. Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Müdigkeit und Übelkeit sind typische Warnsignale. Erst später werden die Symptome eindeutiger: Augen und Haut verfärben sich gelb, rote Äderchen werden auf der Haut sichtbar, bei Männern kommt es zur Brustbildung und Potenzverlust. Im fortgeschrittenen Stadium bilden sich Krampfadern und sammelt sich Wasser im Bauchraum.
Ursachen:
Eine Leberschrumpfung entsteht am häufigsten durch übermäßigen Alkoholkonsum. Hepatitis vom Typ B und C sind die zweithäufigste Ursache. Aber auch Tropenkrankheiten können eine Leberschrumpfung verursachen.
Zahlen:
Rund 1600 Menschen kommen jährlich neu auf die Warteliste für eine Lebertransplantation. Die meisten müssen aufgrund einer Leberschrumpfung – bundesweit erkranken jährlich 400.000 Menschen an Leberzirrhose – dafür angemeldet werden, rund drei Prozent wegen akutem Leberversagen. In seltenen Fällen muss die Leber aufgrund eines Leberkrebses vollständig ersetzt werden. Obwohl die Zahl der Transplantationen steigt, besteht immer noch eine große Kluft zwischen der Zahl der angemeldeten Patienten und der Zahl der durchgeführten Operationen. Immer noch sterben Patienten, weil kein Organ rechtzeitig zur Verfügung steht. Bundesweit werden jährlich 1100 Lebertransplantationen durchgeführt. Rund fünf Prozent davon sind Lebendspenden. Bundesweit gibt es 23 Transplantationszentren.
Behandlung
Diagnostik:
Selbst wenn ein Freiwilliger für den Erkrankten gefunden ist, heißt das noch lange nicht, dass diese gesunde Leber auch für eine Lebendspende im konkreten Fall in Frage kommt. Spender werden deswegen auf ihre Krankengeschichte hin untersucht. Vor allem die Blutwerte und der Fettgehalt der Leber müssen analysiert werden. Wichtigste Vorraussetzung für eine Organspende: die Blutgruppen von Spender und Empfänger müssen übereinstimmen. Das Spenderalter liegt zwischen 18 und 60 Jahren – die Freiwilligen sollten keine schwerwiegenden Erkrankungen erlitten haben.
Therapie:
Lebendspenden sind möglich, da die Leber über eine gute Regenerationsfähigkeit verfügt und in der Regel problemlos nachwächst. Sie kann die lange Wartezeit erheblich verkürzen und bietet mitunter die einzige Chance auf Heilung. Die Organspende ist mit einem längeren Krankenhausaufenthalt und einer komplexen Operation verbunden. Die Chirurgen entnehmen entweder ein Teil des linken oder des rechten Leberlappens.
Nach einer erfolgreichen Teilentnahme der Leber können die Spender das Krankenhaus nach etwa zehn Tagen wieder verlassen. Werden mehr als die Hälfte des Organs entnommen, muss auch der Spender mit vorübergehenden Einschränkungen seines Stoffwechsels leben. Aber selbst wenn der Spender einen sehr großen Teil seiner Leber abgibt, kann sich das Organ innerhalb weniger Monate regenerieren. “Die Restleber beim Spender wächst innerhalb eines Jahres zu etwa 80 bis 90% wieder nach”, sagt Thomas Mehlitz, Transplantationskoordinator am Charité Virchow Klinikum. In dieser Zeit werden die Freiwilligen auch von den Ärzten nachversorgt, betont der Chirurg. Bei einer Transplantation an sich werden dann beim Empfänger die fünf Gefäßverbindungen der Leber getrennt und das kranke Organ entnommen. Und das Lebendspendeorgan wird an den Verbindungspunkten angenäht.
Eine Lebendspende ist nicht ganz ungefährlich. Während der Behandlung erleiden etwa zehn Prozent der Spender Komplikationen, meist sind es hoher Blutverlust oder Wundinfektionen. Lebensbedrohlich ist diese Behandlung aber nicht – bislang sind den Medizinern weltweit nur drei Sterbefälle bekannt, betont Transplantationsexperte Mehlitz.