Krankheitsbild
Erklärung:
Das Gehirn ist das komplexeste Organ des Menschen. Es empfindet, erinnert und entscheidet. Manchmal geraten in diesen Prozessen die dazugehörigen Neuronen, die Nervenzellen, in einen Ausnahmezustand. Sie werden hyperaktiv, eine Epilepsie droht. "Es herrscht dann ein riesiges Gewitter, ja Blitzmeer in der Hirnrinde", sagt Karen Müller-Schlüter, Oberärztin der Kinder und Jugendabteilung am Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg. Ein epileptischer Krampfanfall ist Folge synchroner Entladungen von Neuronengruppen im Gehirn, die zu plötzlichen unwillkürlichen Verhaltens- oder Befindensstörungen führen. Ein Anfall kann schwere Gehirnschäden und durch die ungesteuerten Bewegungen sogar lebensgefährliche Verletzungen verursachen.
Symptome:
Oft nehmen Eltern die Erkrankung ihres Kindes zuerst nicht wahr. Aufgerissene Augen, Schwindel und nächtliche Unruhe werden etwa als schlechte Träume abgetan. Häufiger sind es Kindergärtner und Lehrer die epileptische Zustände erkennen. Ein epileptischer Anfall unterscheidet sich in Ausprägung und Intensität. Während einige Kinder nur wenige Sekunden abwesend sind, leiden andere unter minutenlangen Bewusstseinsstörungen. Ein größerer epileptischer Anfall – Ärzte nennen ihn Grand Mal – kann sich als Fieberkrampf, unkontrollierte Körperbewegung oder Augenverdrehen manifestieren.
Ursachen:
Epileptische Anfälle sind Folge einer Störung des Zentralen Nervensystems. Die genauen Ursachen sind noch nicht bekannt. Es gibt Faktoren, die das Risiko von Epilepsie erhöhen: Hirntumore, Schädel-Hirn-Traumata, Gehirnschädigungen durch Virusinfektion und Stoffwechselerkrankungen. Auch genetische Veranlagungen spielen eine Rolle.
Zahlen:
Epilepsien können in jedem Alter auftreten. Zehn Prozent aller Deutschen haben mindestens einen epileptischen Anfall in ihrem Leben. Rund 72.000 Menschen werden jährlich von den Ärzten auf Epilepsie diagnostiziert. Hinsichtlich einer Erkrankung sind vor allem Kinder und Jugendliche gefährdet. Die Hälfte aller Epilepsien treten vor dem zehnten Lebensjahr und zwei Drittel vor dem 20. Lebensjahr auf.
Behandlung
Diagnostik:
Oft dauert es drei bis fünf Jahre bis die Erkrankung entdeckt wird. Ärzte diagnostizieren Epilepsie durch Untersuchungen des Augenhintergrunds, der Blutwerte, des Urins, Messungen der Hirnströme und des Nervenwassers. Wichtig sind auch Berichte von Eltern und Lehrern, die über den Ablauf der Anfälle ihrer Kinder berichten können. "Wir legen ein Mosaik von Informationen zusammen. Je genauer das Bild wird, desto besser können wir die Patienten therapieren", sagt Expertin Karen Müller-Schlüter.
Therapie:
Ein epileptischer Anfall ist immer ein Notfall. Den Betroffenen schützt man am besten dadurch, dass harte Objekte wie Stühle, Tische oder Glas aus dem Umfeld geräumt werden. Epileptische Anfälle werden mit Medikamenten behandelt. Der Arzt verabreicht krampflösende Medikamente, so genannte Anti-Epileptika. Unter Umständen werden mehrere Medikamente verabreicht, um neue Anfälle zu unterdrücken. Bleiben nach einer mehrjährigen Dauerbehandlung die Anfälle aus, kann der Arzt versuchen, die Dosis schrittweise herab und das Medikament schließlich ganz abzusetzen. Rund zwei von drei Epilepsien sind heilbar. Wichtig: Für den Heilungserfolg fundamental ist die Unterstützung der Familie und die Integration der Betroffenen in einen geregelten Alltag.