Krankheitsbild
Erklärung:
Die Bauchspeicheldrüse gehört zu den wichtigsten Verdauungsorganen. Sie produziert täglich etwa 1,5 Liter an Enzymen. Darüber hinaus werden dort wichtige Hormone wie Insulin hergestellt, das den Blutzuckergehalt des Körpers reguliert. Ohne Insulin ist der Mensch nicht lebensfähig. Bei der angeborenen Zuckerkrankheit – Ärzte nennen sie Diabetes mellitus Typ1 – herrscht ein totaler Mangel an Insulin. Ohne Insulin können die Körperzellen keinen Blutzucker aufnehmen, der zur Energiegewinnung benötigt wird. Wird Diabetes nicht behandelt, drohen schwere Folgeschäden – Kinder können erblinden oder schwere Gehirn- oder Nierenschäden erleiden.
Symptome:
Erkranken Kinder verhalten sie sich zunächst anders als gesunde. Nicht immer erkennen die Eltern die emotionalen und körperlichen Veränderungen als Symptome von Diabetes: Schläfrigkeit, großer Durst auch nachts, häufiger Harndrang und erneutes Bettnässen, Gereiztheit, vermehrte Infektionen, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Übelkeit, Spielunlust bei Kleinkindern und Konzentrationsstörungen in der Schule. Im fortgeschrittenen Stadium klagen die Kinder über starke Bauchschmerzen, erbrechen und können ins Koma fallen – ein lebensbedrohlicher Zustand.
Ursachen:
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind unbekannt. Die verantwortlichen Zellen im Gewebe der Bauchspeicheldrüse werden durch das eigene Immunsystem ausgeschaltet. Begünstigt wird diese Reaktion durch einen Immundefekt, erbliche Veranlagung sowie äußere Einflüsse wie Infektionen. Besondere emotionale Belastungen wie beispielsweise die Trennung der Eltern können einen sich bereits anbahnende Diabetes mellitus Typ 1 bei Kindern auslösen – sind aber allein kein Grund für diese Erkrankung.
Zahlen:
Diabetes mellitus Typ1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern. Bereits Säuglinge können daran erkranken. Rund 25.000 Kinder leiden hierzulande unter Diabetes mellitus Typ1, in Berlin sind es etwa 1000. Ungefähr eines von 600 Kindern erkrankt an dieser Stoffwechselkrankheit. Weltweit sind vor allem Kinder unter fünf Jahren zunehmend betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von jährlich drei Prozent.
Behandlung
Diagnostik:
Vor allem zwei bis vierjährige Kinder haben unspezifische Symptome. Die Eltern erkennen oftmals eine Erkrankung zu spät. Jedes fünfte Kind fällt ins Koma und muss notärztlich behandelt werden. Ärzte diagnostizieren Diabetes mellitus Typ 1 über eine Abfrage der Symptome und durch eine Analyse des Blutzuckers. Verfügen die kleinen Patienten über einen erhöhten Blutzucker und fehlen die auffälligen Symptome, führen die Ärzte einen Zuckerbelastungstest durch.
Therapie:
"Die betroffenen Kinder sollten in einem speziellen Diabeteszentrum behandelt werden", sagt Holger Haberland, Oberarzt an der Kinderklinik Lindenhof in Lichtenberg. Dieser Diabetes ist bislang nicht heilbar. Ziel der Therapie ist es, stoffwechselbedingte Folgeerkrankungen, wie Sehschwäche und Nierenversagen, zu vermeiden. Dazu wird Insulin verabreicht, das den Blutzucker abbauen soll. Der optimale Wert der Insulindosis ergibt sich aus dem Blutzuckerspiegel, der Menge der Mahlzeiten und der Aktivitäten des Patienten im Alltag. Kinder müssen unter Aufsicht der Eltern lernen, ihren Blutzucker zu messen und sich bis zu sechs Mal am Tag selbst Insulin zu spritzen.
Alternativ gibt es so genannte Insulinpumpen, die von dem Arzt eingestellt werden. Diese geben die berechnete Dosis kontinuierlich unter die Haut ab. Aber auch bei diesem Verfahren müssen die Kinder lernen, selbstständig die Technik zu bedienen. Für eine Dauertherapie ist die Aufklärung aller Angehörigen über das Leben mit Diabetes von großer Bedeutung. Ist die Behandlung nicht erfolgreich, können schwere Spätfolgen eintreten. Deshalb sind die Kinder in Kindergarten und Schule auf Hilfe angewiesen. Insbesondere die Schulzeit ist eine große Herausforderung. "Es ist besonders wichtig, dass die Lehrer und Mitschüler für die erforderliche Behandlung Verständnis haben," betont Kinderarzt Haberland. Außerdem sind abwechslungsreiche, ballaststoffreiche Ernährung und regelmäßiger Sport wichtig. Letzterer erhöht die Wirkung des Insulins.
Weitere Texte zum Thema Diabetes: