Krankheitsbild
Erklärung
Jedes Jahr kommen rund 8000 Kinder mit einem angeboren Herzfehler zur Welt. Die häufigste Fehlbildung ist der so genannte Kammerseptumdefekt. Das gesunde Herz ist durch eine Wand in zwei Kammern geteilt. Aus der rechten Herzkammer wird das Blut in die Lungenarterien gepumpt. In den Lungen mit Sauerstoff aufgeladen, fließt es zurück in die linke Herzkammer. Von hier aus wird das sauerstoffhaltige Blut in den Körperkreislauf verteilt (siehe Grafik). Beim Kammerseptumdefekt (VSD) hat die Wand (Septum), die die Kammern trennt, ein Loch. Das sauerstoffhaltige Blut mischt sich mit dem sauerstoffarmen. Handelt es sich nur um ein kleines Loch von ein bis zwei Millimetern im Zentrum des Septums, kann es sich meist von selbst schließen (in etwa 90 Prozent der Fälle). Bei größeren Löchern wird mehr sauerstoffreiches Blut in die rechte Herzkammer gepumpt. “Es ist, als ob Ihnen jemand konstant Geld vom Konto abzieht, das Sie dringend benötigen”, sagt Deniz Kececioglu, Direktor der Klinik für angeborene Herzfehler/ Kinderkardiologie in Bad Oeynhausen. Das Resultat: Mehr Pumparbeit des Herzens, der Druck auf die Lungen steigt. Weil die linke Herzkammer gegen den Blutverlust an die rechte ankämpfen muss, um den Körper weiter mit sauerstoffhaltigem Blut zu versorgen, erhöht sich auch ihre Aktivität. Herz und Lunge werden viel stärker beansprucht als bei gesunden Menschen.
Ursache
Die oberen und unteren Anteile der Scheidewand zwischen den Herzkammern wachsen in der embryonalen Phase aufeinander zu. Ist das Zellwachstum während der embryonalen Entwicklung gestört, kann es zu Fehlbildungen kommen.
Symptome
Nach der Geburt deuten eine Reihe von Symptomen auf die Krankheit hin: Babys mit einem größeren VSD leiden oft unter Atemnot, trinken wenig, nehmen nur langsam zu und wirken dadurch meist sehr schlank.
Zahlen
Etwa 31 Prozent der jährlich 8000 in Deutschland mit Herzfehlern geborenen Kinder leiden unter einem Kammerseptumdefekt – das sind fast 2500 Neugeborene.
Behandlung
Diagnose
Der Kammerseptumdefekt kann je nach Größe manchmal bereits vor der Geburt im Ultraschall erkannt werden. Nach der Geburt sind Kinderärzte meist der erste Ansprechpartner. “Hat der Kinderarzt ein auffälliges Herzgeräusch festgestellt, überweist er den Patienten zum Kinderkardiologen”, sagt Kececioglu. Dort ist eine Ultraschalluntersuchung oft der nächste Schritt zur Diagnose. Bleibt der Befund unklar kann eine Herzkatheteruntersuchung die Untersuchung unterstützen.
Behandlung
Ist die Öffnung im Septum zu groß, muss entweder sofort oder spätestens nach vier bis sechs Lebensmonaten operiert werden. Bei der Operation am offenen Herzen wird das Loch dann mit einem Patch (Flicken) geschlossen. Bei stabilem Zustand des kleinen Patienten und einer guten, das heißt zentralen Lage des Defekts, ist das Risiko begrenzt. Obwohl Probleme wie Wassereinlagerungen und Entzündungen nach der Operation entstehen können, geht es den meisten Kindern kurze Zeit später wieder besser.
Informationen zu weiteren angeborenen Herzfehlern finden Sie hier:
Fallot-Tetralogie (TOF)
Vorhofseptumdefekt (ASD)
Hypoplastisches Linksherzsyndrom (HLHS)