Was ist ein Herzkatheterlabor?
Ein Herzkatheter ist ein bis zu 1,50 Meter langer, drei Millimeter dünner Plastikschlauch. Ärzte diagnostizieren und behandeln mithilfe dieses Gerätes vor allem Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße. Diese versorgen den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen. Durch Ablagerungen von Fett und Kalk oder durch Blutgerinnsel können sich diese feinen Adern stark verengen. Die Blutversorgung und damit die Funktion des Muskels sind dadurch eingeschränkt. Lebensbedrohlich wird es, wenn die Kranzgefäße komplett verstopfen. Dann stirbt das Muskelgewebe dahinter ab – ein Herzinfarkt ist die Folge. Aber der Katheter ist nur ein, wenn auch wichtiger Bestandteil des Katheterlabors. Dazu gehören außerdem eine Liege und ein Röntgenkopf mit gegenüberliegendem Empfängerstück, der sich um die Liege herum bewegen lässt. Damit sind Liveröntgenbilder des Patienten aus verschiedenen Winkeln möglich. Über der Liege hängen große Monitore: Einer ist für die Röntgenbilder. Über den anderen flimmern Herzschlagkurven und auf dem dritten blinken Zahlenreihen
Wozu braucht man dieses Gerät?
Mit Hilfe eines Herzkatheters kann eine Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße oder ein Herzinfarkt sowohl diagnostiziert wie auch behandelt werden. Für dieses minimalinvasive Verfahren ist keine Vollnarkose notwendig. Der hauchdünne Draht wird über die Schlagader oder Vene zum Herz vorgeschoben. Der Patient merkt allenfalls den Einstich der Kanüle. “In den Blutgefäßen gibt es keine Nerven”, sagt Stefan Hoffmann, Leitender Oberarzt der Kardiologie des Vivantes Klinikums am Urban . In den meisten Fällen wählen die Ärzte die Schlagadern am Handgelenk oder in der Leiste als Eingang in das Gefäßsystem des Patienten.
Inzwischen ist es auch möglich, mithilfe eines Katheters künstliche Herzklappen einzupflanzen.
Wie wird das Gerät in der Klinik eingesetzt?
Der Katheter wird durch die Blutgefäße bis an das Herz herangeschoben. Um einen konkreten Befund zu erstellen, spritzen die Herzspezialisten über den Katheter dort ein Kontrastmittel in die Kranzgefäße. Dadurch wird das Adergeflecht um den Pumpmuskel auf dem Röntgenbild sichtbar – und damit auch mögliche Engstellen oder Verschlüsse. Gleichzeitig werden Blutdruck und Sauerstoffgehalt gemessen. Der Katheter kann aber noch mehr, als nur diagnostizieren. Mit ihm sind auch Behandlungen möglich. Die verengten Gefäße lassen mit einem winzigen Ballon an der Spitze des Katheters wieder weiten. Dieser Ballon wird in zusammengefaltet zunächst durch den Katheter geschoben. An der der verengten Stelle wird der Ballon dann mithilfe eines eingespritzten Kontrastmittels aufgeblasen. Um die Engstelle auf Dauer offen zu halten, wird ein Stent, ein röhrenförmiges Metallgitter, dort platziert. Diese Gefäßstütze sitzt auf dem Ballon und wird so mit entfaltet und in die Gefäßwände gedrückt. “Lebensbedrohliche Akutkomplikationen kommen so gut wie nicht mehr vor”, sagt Hoffmann. Trotzdem sind Behandlungen mit einem Herzkatheter nicht ganz ungefährlich. In seltenen Fällen können sie Gefäßverschlüsse, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche verursachen.