Erklärung
Wachkoma (Apallisches Syndrom) ist ein Zustand, in dem Betroffenen aufgrund einer Störung zwischen Großhirnrinde und Hirnstamm das Bewusstsein fehlt, sie nicht ansprechbar sind und meist nur über sehr eingeschränkte Körperbewegungen verfügen.
Wachkomapatienten sind in der Lage, selbstständig zu atmen oder benötigen künstliche Beatmung. Sie können selbst weiche Nahrung schlucken oder werden über eine Magensonde – ein fest implantierter Schlauch, über den breiige Nahrung direkt in den Magen gelangt – ernährt.
Ursachen
Diese Störung wird meist durch äußere Schädel-Hirn-Verletzungen, Durchblutungsstörungen oder Atem- und Herzstillstand verursacht – etwa aufgrund von Autounfällen oder Schlaganfällen. Werden Teile des Gehirns fünf Minuten lang nicht mit Sauerstoff versorgt, drohen Nervenzellen aufgrund der Unterversorgung abzusterben – je länger der Sauerstoffmangel anhält, desto größer der Schaden. Oftmals ist der Zustand nicht rückgängig zu machen. Dennoch gehen Neurologen grundsätzlich davon aus, dass Wachkomapatienten wieder aufwachen können.
Zahlen
In Deutschland fallen nach Schätzungen von Experten jährlich etwa 400 Menschen in ein Wachkoma – in der Hauptstadt etwa 30. Derzeit werden in Berlin etwa 300 Wachkomapatienten stationär in Heimen und 150 Wachkomapatienten ambulant gepflegt. Doch die Dunkelziffer liege bei weitem höher, schätzen Experten. Etwa 300 Wachkomapatienten würden demnach von Familien privat ohne professionelle Hilfe oder von Pflegeheimen unter der Pflegestufe III versorgt – ohne selbst als Wachkomapatienten bei Kassen und Gesundheitsverwaltung gemeldet zu sein.
Kontrolle der Spezialisierung
Wichtig: Pflegeheime, die sich um Wachkomapatienten kümmern, müssen den gesetzlichen Vorgaben des Berliner Senates und der Pflegekassen entsprechen (diese werden vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen überprüft). Demnach müssen die Pflegeeinrichtungen über entsprechende Infrastrukturen wie Betten und Beatmungsgeräte sowie speziell ausgebildetes Pflege- und Fachpersonal verfügen – dazu gehören Neurologen, Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten. Der Personalschlüssel ist auf eine Pflegekraft pro Bewohner festgelegt. 70 Prozent aller Pflegekräfte auf Wachkoma-Stationen müssen eine dreijährige Fachausbildung vorweisen.
Versorgungslücken
Das enge medizinische Versorgungsnetz in Berlin ist ein Ausnahme verglichen mit dem Bundesgebiet. Experten bemängeln die Unterversorgung auf dem Land. Denn bei Betroffenen entscheidet bereits die erste Stunde der Notfallbehandlung über den weiteren Krankheitsverlauf. Dass heißt, ob ein Wachkomapatient nach mehreren Wochen wieder aufwacht oder nicht. So sollten dem Bundesverband der Schädel-Hirnpatienten in Not zufolge, bereits kurz nach dem Eintreffen in der Rettungsstelle spezialisierte Neurologen und Therapeuten die Behandlung beginnen. Fehle adäquates Fachwissen werde falsch behandelt und damit ein mögliches Aufwachen während der Rehabilitation verhindert, kritisiert ein Sprecher des Bundesverbandes. Zudem überforderten die Pflegekosten viele Familienangehörige und machten sie zu Sozialhilfeempfängern.